Zwei und zwei gesellt sich gern, aber wie? Die impulsive Lydia liebt Alex, aber Alex ist mit Juliet verheiratet und – weil das alleine noch kein Grund für Lydia wäre – überdies der einzige Mann, der ohne Interesse durch Lydia hindurchsieht. Lydias unterkühlte Schulfreundin Christine hingegen liebt die Kunst, aber weiß nicht so recht, ob die Kunst sie auch zurückliebt. Dafür erobert sie das Herz des lebensfrohen, kunstinteressierten Zachary.
Ein halbes Leben später.
Lydia ist seit über dreißig Jahren mit Zachary verheiratet und Christine mit Alex. Beide Paare scheinen ein gutes und anspruchsvolles Leben geführt und ihre Freundschaft durch alle Gezeiten ihres Erwachsenenlebens gerettet zu haben. Selbst die inzwischen erwachsenen Kinder sind eng miteinander befreundet. Dann stirbt Zachary, der ein angesehener Galerist war. Und plötzlich gerät ein sensibles Gleichgewicht ins Wanken, das etliche Menschen und Gefühle über Jahre hinweg verlässlich zusammengehalten hat.
Literarisch fein formuliert, aber unterkühlt breitet Tessa Hadley in ihrem Roman ZWEI UND ZWEI die Lebensgeschichte von vier Charakteren aus, die sich zu perfekt ergänzen, um sich gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben.
Während die verwöhnte Lydia sich alleine kaum dem Alltag zu stellen vermag, wirft Christines überlegtes, selbstbestimmtes Leben die Frage auf, ob Zweisamkeit nicht ohnehin ein Prinzip ist, aus dem sie mit Anfang Fünfzig längst herausgewachsen ist. Währenddessen ist der alternde Alex hin- und hergerissen zwischen zwei Frauen, Trauer, latenten Verantwortungsgefühlen und der Sehnsucht, noch mal ein ganz neues Leben zu leben.
Je mehr man über Lydia, Zach, Alex und Christine erfährt, desto mehr blickt man hinter die Fassade einer lebenslangen Freundschaft. Bis man nicht mehr so recht weiß, was jetzt Freundschaft und was Liebe ist – oder ob dieser Unterschied nach so vielen Jahren überhaupt noch von Bedeutung ist.
Das regt bisweilen zum Nachdenken an, ist aber auch strapaziös zu lesen. Das ständige Zerpflücken von persönlichen Gedanken im Viererpack war mir teils zu enervierend klug. Das Ende hat mich zwar versöhnt, aber ich war dann auch froh, als ich das Buch zugeklappt hatte. Übrigens liegt dasselbe extrem gut in der Hand, weil es ein super Format hat und so schön stoffbespannt ist. Mein Fazit:
Kopf sagt Ja, Herz sagt Nein.
ZWEI UND ZWEI ist zweifelsohne ein hervorragend geschriebenes, intelligentes Buch. Mir war das Lesen aber schlicht zu mühevoll für die paar Gefühle, die in der Story latent an die Oberfläche getreten sind. Daher: Leseempfehlung für alle Menschen da draußen, die Gedanken gerne dreimal umdrehen und ein Fan von Tessa Hadleys kühlschöner Sprache sind.
Das Buch | Zwei und zwei |
Die Autorin | Tessa Hadley |
Der Verlag | Kampa Verlag |
Gebundene Ausgabe | 25. März 2020, 320 Seiten |
Wo du es lesen solltest | In einer Kunstgalerie |
Was du dazu tragen solltest | Eine Statement-Brille |
TESSA HADLEY wurde 1956 in Bristol geboren und arbeitete als Lehrerin, bevor sie als Enddreißigerin Kreatives Schreiben in Bath studierte und über Henry James promovierte. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie mit 46. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.